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Preisvergabe des Jenny-Heymann-Preises 2024

Die Gewinner des Jenny-Heymann-Preises 2024 stehen fest. Wir gratulieren! Die Jury hat drei Preise im Bereich Seminarkurs für herausragende Wettbewerbsarbeiten verliehen. Die Beiträge zeichnen sich vor allem durch solides und präzises wissenschaftliches Arbeiten aus. Wie die letzten Jahre haben wir auch diesmal die Preisträger gebeten, sich und ihre Arbeit hier kurz vorzustellen: 

1. Preis: Joena Schilling   Jiddisch - eine aussterbende Sprache?

„Jiddisch ist nicht vielen bekannt und kaum einer weiß heutzutage noch, wie viel jüdische Kulturgeschichte hinter dieser Sprache steckt. Und ich muss zugeben, dass ich, bevor ich mit dem Recherchieren angefangen habe, auch zu dieser großen Mehrheit, die die Sprache kaum bis gar nicht kannten, gehört habe. Aber ich konnte mich, durch mein generelles Interesse an Sprachen, sehr schnell für das Jiddische faszinieren. Während meiner Recherche und Arbeit konnte ich mich also auch genau damit auseinandersetzen, wieso heutzutage nur noch so wenige die Sprache kennen und mich schlussendlich dann auch intensiver mit der heutigen Existenzlage der Sprache beschäftigen. Vor allem weiß ich jetzt aber, wie wichtig es ist, Sprachen in geschützten Räumen aufrechtzuerhalten, und dies auch aktiv mit allen bedrohten Sprachen, wie zum Beispiel dem Jiddischen, zu tun. Und natürlich hoffe ich auch, dass ich durch meine Seminararbeit dem Jiddischen eine weitere Plattform bieten konnte und weitere Menschen für diese besondere Sprache faszinieren konnte. 

Darum kann ich auch jedem den Jenny-Heymann-Preis weiterempfehlen, da dieser zum einen dem eigenen Arbeitsthema eine Plattform bietet, aber andererseits auch generell Arbeiten, die sich mit dem Judentum und dessen Beziehungen auseinandersetzen, fördert. Zudem wird die eigens geleistete Arbeit gewürdigt und belohnt. Und genau dafür darf ich mich abschließend auch bei der diesjährigen Jury bedanken und fühle mich sehr geehrt, Preisträgerin des Jenny-Heymann-Preises 2024 zu sein.“

2. Preis: Anna Rieger   Die Bedeutung des Eichmann-Prozesses bei der Aufarbeitung der Shoah in Israel

„Im Rahmen des Israel-Seminarkurses meiner Schule habe ich eine Seminararbeit zum Thema „Die Bedeutung des Eichmann-Prozesses bei der Aufarbeitung der Shoah in Israel“ verfasst. Der Eichmann-Prozess hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Shoah in Israel thematisiert und enttabuisiert wurde und dass sich ein Bewusstsein für die Verbrechen der Nationalsozialisten entwickelt hat. Außerdem hat er international, auf eine für viele Menschen zugängliche Weise, die Verbrechen der Nationalsozialisten offengelegt und so zu einem Diskurs geführt. Nicht nur in Israel, sondern auf der ganzen Welt, war der Eichmann-Prozess ein Meilenstein bei der Aufarbeitung der Schoah. Besonders interessiert hat mich, dass Eichmann sich selbst als einen einfachen Mitläufer dargestellt hat und sein Handeln damit rechtfertigte, dass er auf die Befehle seiner Vorgesetzten hören musste. 

Der Eichmann-Prozess erinnert uns also noch heute daran, dass jeder Einzelne eine individuelle Verantwortung und eine individuelle Schuld hat. Unsere Verantwortung ist es, an die Verbrechen des Nationalsozialismus zu erinnern und die Opfer nicht zu vergessen, besonders in einer Zeit, in der Antisemitismus und Hass gegen andere wieder eine besonders große Rolle spielen. Dazu trägt auch der Jenny-Heymann-Preis bei, indem er die Arbeiten junger Menschen auszeichnet, die sich mit christlich-jüdischen Themen auseinandersetzen und so zu Respekt, Toleranz und friedlichem Zusammenleben beiträgt und gleichzeitig eine Plattform für das Erinnern schafft.“

3. Preis: Molly Wanner   Identität im Judentum - Was macht eine gemeinsame jüdische Identität aus?

„Zunächst möchte ich mich gerne für die Würdigung meiner Seminararbeit „Identität im Judentum - Was macht eine gemeinsame jüdische Identität aus?“ durch die Vergabe des 3. Preises im Rahmen der Jenny-Heymann-Preisverleihung 2024 bedanken und freue mich sehr über die Möglichkeit, noch einige Worte über meine Arbeit anbringen zu dürfen. 

Jedes Jahr besteht für Schüler und Schülerinnen der elften Klasse meiner Schule die Chance, den Seminarkurs „Israel“ zu besuchen und ich träumte schon seit der fünften Klasse davon, an diesem Seminarkurs teilzunehmen und somit mehr über das Judentum, seine Geschichte, Kultur und die Lebensrealität in Israel zu lernen. Bestandteile der Erfahrungen, die unser Kurs während des letzten Jahres machen durfte, waren eine unvergessliche Reise nach Israel, verknüpft mit einem Schüleraustausch, sowie das Verfassen einer Seminararbeit, die sich mit Thematiken des Landes Israel beziehungsweise des Judentums beschäftigte. In meiner Arbeit widmete ich mich der facettenreichen Identität jüdischer Menschen und setzte mich damit auseinander, welche unterschiedlichen Faktoren Einfluss auf die kollektive Identität jüdischer Menschen nehmen. Das Judentum stellt eine religiöse Gemeinschaft dar, deren Mitglieder in der Diaspora über die ganze Welt verteilt leben. Ich wollte der Frage nachgehen, welche Gemeinsamkeiten Juden und Jüdinnen aus aller Welt vereinen. 

Bevor ich mich im Zuge meiner Seminararbeit differenzierter mit dem Thema auseinandersetze, hatte ich keinerlei Erfahrung mit der differenzierten Erkundung von Identität, noch eine Vorstellung davon, was eine jüdische Identität als solche ausmachen kann. Aus meiner Beschäftigung mit der Identität der breit gefächerten Gemeinschaft jüdischer Menschen erwuchs ein Bewusstsein für das Facettenreichtum und die vielen Einflüsse, welche eine jüdische Grundidentität ausmachen und formen können.

Der Jenny-Heymann-Preis fördert die Auseinandersetzung mit kulturellen, religiösen, gesellschaftlichen und politischen Themen. Die Teilnahme am Jenny-Heymann-Preis eröffnet mir persönlich die Möglichkeit, meine Arbeit nach Ende des Seminarkurses noch einmal zur Geltung zu bringen. Als Preis - erwachen aus christlich-jüdischer Zusammenarbeit - belebt er den interreligiösen Dialog in einer multilateralen Welt und ermöglicht Zugang zu spannenden Diskussionsfeldern.“

Wir danken den Preisträgern und allen weiteren helfenden Händen, die die diesjährige Auslobung des Jenny-Heymann-Preis unterstützt haben.

Interesse am Jenny-Heymann-Preis kommendes Jahr? Interessenten können bis zum 1. Dezember 2024 mit uns unter jenny-heymann-preis@gmx.de in Kontakt zu treten, um Ihrer Arbeit anzumelden. Einsendeschluss ist dann am 15. Januar 2025.

Text: Nicolas Lang

Auf den Fotos die Plätze 1-3 von links nach rechts.