GCJZ-Logo

Gründung der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit

Die ersten Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit entstanden in der turbulenten Umbruchszeit zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Wichtige Impulse für die Gründungen dieser Vereinigungen kamen von der amerikanischen Militärverwaltung. 

Anfänge in Stuttgart, Zeitkontext

Bereits am 7. Dezember 1948 konnte die Stuttgarter Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet werden. Interreligiöse und interkonfessionelle Motive spielten dabei eine wichtige Rolle. Nach der Gründung der Münchner Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit am 9. Juli 1948 sondierte einer ihrer Mitbegründer, Dr. Everett R. Clinchy (1897-1986), der Präsident des International Council of Christian and Jews (ICCJ), die Situation in Stuttgart. Clinchy sprach in Stuttgart "mit führenden Deutschen und Alliierten" und wurde auch von der Stadt Stuttgart empfangen. Die Situation für einen Dialog zwischen den Religionen war günstig, denn die 1945 wieder neu gegründete jüdische Gemeinde hatte sich entscheidend konsolidiert: sie war gerade als Körperschaft der öffentlichen Rechts anerkannt worden und hatte einen eigenen Rabbiner eingestellt. Inspirierend für die Gründung der Stuttgarter Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit wirkten auch die religiösen Aufbrüche der Nachkriegszeit: Die ökumenische Tagung von Oxford 1946 und die Gründung des ICCJ (1947), dessen Mitglied die GCJZ Stuttgart bis heute ist. Gleichwohl waren in den Gründerjahren immer wieder "mangelnde Sensibilität und Antisemitismus" zu beklagen.

Woche der Brüderlichkeit, Veränderungen

28

Die "Woche der Brüderlichkeit" wurde in Stuttgart in Anlehnung an amerikanische Festtage zum ersten Mal begangen. Seit 1952 richtet der Koordinierungsrat diese "Woche der Brüderlichkeit" aus, die auch in den Einzelgesellschaften begangen wird. Persönlichkeiten, die sich um die christlich-jüdische Zusammenarbeit verdient gemacht haben wird vom Deutschen Koordinierungsrat seit 1968 die "Buber-Rosenzweig-Medaille" verliehen. Die Stuttgarter GCJZ und die Stadt Stuttgart ehren seit 1985 besondere Verdienste mit der "Otto-Hirsch-Medaille". Im Laufe der mehr als 60 jährigen Geschichte der Stuttgarter Gesellschaft hat sich der Schwerpunkt der Aktivitäten mehrfach verlagert. Mit Erfolg traten die Gesellschaften ein für die Überwindung des Antijudaismus in Theologie und Kirche, die Anerkennung Israels, die Aussetzung der Verjährung des NS-Verbrechens und immer wieder für eine angemessene Wiedergutmachung und Versöhnung mit den Überlebenden des Holocaust. Der Blick knapp sieben Jahrzehnte Vereingeschichte der GCJZ Stuttgart zeigt vielfältige historische, politische und gesellschaftliche Wandlungen. Seit dem Jahr 2000 ist die GCJZ u.a. von vielfältigen bürgerschaftliche Initiativen umgeben, die noch einmal den Blick auf die spezifischen eigenen Aufgaben und Ziele schärfen.

Der Weg in die Gegenwart

Die Grundstruktur eines dreigliedrigen Vorstands, hat sich bis heute nicht verändert: Ministerialrat Heinrich Hassinger wurde 1948 als evangelischer, Oberstudiendirektor Dr. Lehmann als katholischer und Landesgerichtspräsident Dr. Robert Perlen als jüdischer Vorsitzender gewählt. Von den zahlreichen Ausschüssen, die die Arbeit des Vorstands unterstützen sollten, besteht allerdings nur noch der Erzieherausschuss – das heutige "Projekt Schule". Bereits 1949 schlossen sich die neu gegründeten Einzelgesellschaften unter dem Dach des Deutschen Koordinierungsrates zusammen. 

Literatur

Esther Braunwarth: Interkulturelle Kooperation in Deutschland am Beispiel der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit. München 2011.
GCJZ Stuttgart (Hg.): Gegen das Vergessen: 40 Jahre CJZ in Stuttgart, Eine kleine Jubiläumsschrift der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart e.V. zum 25.6.1989, Stuttgart 1989.
Alfred Hagemann, Eberhard Kleinmann, Michael Schoberth (Hrsg.): Perspektiven. 65 Jahre Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart e.V., Klartext-Verlag Essen 2013.
Sauer, Paul und Hosseinzadeh, Sonja (Hg.): Jüdisches Leben im Wandel der Zeit. 170 Jahre Israelitische Religionsgemeinschaft, 50 Jahre neue Synagoge in Stuttgart, Gerlingen 2002.

  • 27_

  • 29_

  • 30_

  • 31_