Patenschaft für Freiwilligendienst
Die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V. bietet einen einjährigen Freiwilligendienst für Interessierte an. Im Rahmen dieses Projekts besteht die Möglichkeit eine Patenschaft für eine Teilnehmerin oder einen Teilnehmer zu übernehmen. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart hat sich dazu entschieden eine solche Patenschaft zu übernehmen.
Patenschaft für Caspar Geib
Selbstvorstellung
Mein Name ist Caspar Geib, ich wurde in Stuttgart geboren und bin dort auch aufgewachsen. In diesem Sommer habe ich mein Abitur gemacht. Nun hat sich natürlich auch mir die Frage gestellt: Wie geht es nach dem Abitur weiter? Natürlich wäre es auch eine Option gewesen, direkt mit einem Studium zu beginnen, gleichzeitig hat es mich aber auch gereizt, ein Jahr etwas anderes zu machen, etwas Neues kennenzulernen, neue Erfahrungen zu sammeln- um danach ein Studium anzupeilen. Da ich Zeit meines Lebens ein besonderes Interesse für die Geschichte, insbesondere die des Nationalsozialismus, hatte und habe, bot sich da ein Freiwilligen- bzw. Friedensdienst mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (kurz ASF) an, die sich vor allem mit der historischen Aufarbeitung des Holocausts und der Versöhnungsarbeit mit denen, die dem NS-Regime zum Opfer fielen, beschäftigt. Nun ist es aber nicht nur das historische Interesse, das mich dazu bewegt, einen Friedensdienst mit ASF zu leisten - es ist vielmehr das Gefühl, dass auch meine Generation ein Bewusstsein dafür entwickeln sollte, was in der deutschen Geschichte passiert ist. Deutscher zu sein, bedeutet auch, bewusst und verantwortungsvoll mit der eigenen Geschichte umzugehen. Ich denke, ein Friedensdienst mit ASF ist dafür eine hervorragende Gelegenheit.
Projektbeschreibung
Im September werde ich meinen Friedensdienst in Izieu, einem kleinen Örtchen in Frankreich, unweit von Lyon, in der Region Auvergne-Rhone-Alpes antreten. Izieu ist ein eher abgelegener Ort und dürfte den wenigsten bekannt sein, dabei ist er historisch durchaus relevant – denn in Izieu befindet sich eine der drei großen Erinnerungsstätten der französischen „Collaboration" mit den Nazis: das „Mémorial des enfants juifs d‘Izieu". Die Gedenkstätte in Izieu, auch „Maison d‘Izieu" genannt, erinnert an 44 jüdische Kinder und ihre Betreuer/innen, die am 6. April 1944 in Izieu, wo sie Zuflucht vor Verfolgung gefunden hatten, festgenommen und über Drancy nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden. Diese Razzia wurde von der Gestapo Lyon unter Anordnung von Klaus Barbie durchgeführt. Der thematische Schwerpunkt des Maison d‘Izieu ist der pädagogische Bereich, die Information und Bildung der Besucher bezüglich der Geschichte der Kinder von Izieu, dem historischen Kontext des besetzten Frankreichs, der Kollaboration und dem Thema „Verbrechen gegen die Menschlichkeit" (anhand des Prozesses von Klaus Barbie in Lyon, 1987). Dabei werden vor allem Führungen und Workshops für Schulklassen, Fortbildungen für Unterrichtende, Seminare und Kolloquien, Vortragsreihen und Wechselausstellungen angeboten. Dazu wendet sich die Gedenkstätte der Entwicklung von Austauschprojekten mit deutschen, italienischen und polnischen Institutionen zu. (Text: Caspar Geib) Berichte über den Friedensdienst von Caspar Geib werden auf dieser Website veröffentlicht.
Balthasar Geib: Erfahrungen im „Illinois Holocaust Museum and Education Center“ (USA)
Über sein FSJ, sein „Freiwilliges Soziales Jahr“ in den USA, berichtete Balthasar Geib am 21. März 2019 im Albertus-Magnus-Gymnasium. Die GCJZ Stuttgart hatte Oberstufenschülerinnen und -schüler dazu eingeladen. Für sein Projekt bei der „Aktion Sühnezeichen“ suchte Geib vor zwei Jahren Unterstützer, auch die GCJZ beteiligte sich finanziell.
Balthasar Geib stellte zunächst die 1958 gegründete „Aktion Sühnezeichen, Friedensdienste e.V.“ mit Sitz in Berlin vor, die weltweit Projekte gegen Rechtsextremismus, zur Versöhnung von Christen und Juden und zum Thema Migration anbietet. Geib arbeitete ein Jahr lang im „Illinois Holocaust Museum and Education Center“, das von Überlebenden des Holocaust begründet wurde und von ihnen immer noch begleitet wird. Exponate von Familien, Zeitzeugenberichte und ein pädagogisches Rahmenprogramm eröffnen amerikanischen Schülern aus Chicago und Umgebung vielfältige Möglichkeiten, sich zu informieren und sich mit historischen, Gesellschaftlichen und ethischen Aspekten auseinanderzusetzen. Balthasar Geibs Aufgabe war es u.a., die Vorbereitung und Durchführung der Vorträge zu unterstützen, aber auch eigene Präsentationen und Angebote für Schulen zu gestalten. Sein souveräner eloquenter Vortrag, frei und durch einige Fotos anschaulich gemacht, zeigten an diesem Abend – ganz nebenbei – welche Talente er in die Museumspädagogik einbringen konnte. Geib berichtete über die Biographien einiger Holocaust-Überlebender und ihren lebenslangen Wunsch, nicht vergessen zu werden. Er wurde in Chicago, wie er erzählte, mit schwierigen Fragen konfrontiert, nicht zuletzt zu seiner eigenen Familiengeschichte.
In einer anschließenden Gesprächsrunde wurden praktische Fragen zu einem USA-Aufenthalt oder Projekten der „Aktion Sühnezeichen“ geklärt, aber auch Einschätzungen zu antisemitischen Rap-Texten und der Gefahr einer erneuten Diskriminierung und Verfolgung erbeten. Geib argumentierte sorgfältig, reflektiert und aufbauend auf seinen Erfahrungen aus den USA, er zog klare Grenzen und forderte u.a. zur eigenen, regional angebundenen Auseinandersetzung mit der Thematik auf – angefangen bei Stolpersteinen in der eigenen Straße bis hin zu einem Besuch des ehemaligen Cannstatter Synagogenplatzes. – Es war ein beeindruckender Abend, der den Wunsch weckte, Balthasar Geib einmal öffentlich und in einem größeren Rahmen als Redner der GCJZ zu hören!
Text und Fotos: Dr. Hagemann
Patenschaft für Balthasar Geib
Balthasar Geib ist 19 Jahre alt und absolvierte dieses Jahr sein Abitur in Stuttgart.
Ab September macht er einen einjährigen Freiwilligendienst mit der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V. am Illinois Holocaust Museum & Education Center in Chicago, Illinois.
Das in Skokie, einem Vorort Chicagos mit vornehmlich jüdischer Bevölkerung, gelegene Museum wurde als Reaktion auf Neonazi-Aufmärsche gegründet und ist das größte Holocaust-Museum des mittleren Westens. Während seines Dienstes wird er Teil des Museumsteams sein, also neben organisatorischen Aufgaben vor allem Aufklärungsarbeit über den Holocaust, oft auch gemeinsam mit Überlebenden, machen sowie Jugendliche durch die Ausstellung führen.
Für die ASF ist es besonders wichtig, dass die mit dem Friedensdienst verbundenen Erfahrungen nicht ausschließlich ihn vorbehalten bleiben, sondern dass möglichst viele Menschen von dieser Möglichkeit des sozialen Engagements erfahren. Teil seiner Aufgabe als Freiwilliger ist es deshalb, einen Patenkreis von mindestens 15 Personen aufzubauen, die er über seine Erfahrungen und Erlebnisse während des Dienstes informiert.
Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart freut sich für ihn die Patenschaft übernehmen zu können.
Mehr Informationen zur Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V.